Es ist soweit. Über 10 Wochen war bestes Radfahrwetter, trocken und Sonnenschein, ausgerechnet heute am Tag der Abfahrt ändert sich das Wetter. Es ist kalt und regnet. Unser „Großer Rad-Event“ fällt ausgerechnet auf die Woche, in der die Eisheiligen dem nachgehen, was sie auszeichnet. Wer konnte auch damit rechnen? Prima!
Abfahrt 6:00 Uhr. Ankunft 16:30.
Die Fahrt verläuft astrein. Bei Pozzolo Fromigaro vergessen Wolfgang und Bernd abzubiegen und fahren vollkommen in ihr italienisch Lernen vertieft gerade aus weiter. Es ist ja auch absolut überlebenswichtig die richtigen Vokabeln zu beherrschen, wie beispielsweise „ich hätte gerne noch ein Weizenbier“ oder „könnten sie uns bitte die Rechnung machen gnädiges Fräulein“. Buongiorno!
Wir nehmen den Turm in Empfang. Er muffelt und wirkt ungepflegt. Die Schlafstätten werden aufgeteilt. Die Stimmung hält sich in Grenzen. Mir gefällt das Teil. Ich hatte wohl aber auch die Lage richtig eingeschätzt. Das hier ist kein Luxushotel sondern eine Herausforderung am ersten und zweiten Tag. Nach einer Eingewöhnungsphase und ein paar Reinigungsarbeiten, insbesondere in der Küche, die sich im Nachhinein als gut ausgestattet erweist, sieht Alles ganz anders aus.
Wir fühlen uns in unserem Turm wohl. Entdecken immer neue Details und können, da sich das Wetter besserte den Außenbereich nutzen. Der Außenbereich und die Dachterrasse sind ohnehin Sahneschnittchen.
Wir fühlen uns in unserem Turm wohl. Entdecken immer neue Details und können, da sich das Wetter besserte den Außenbereich nutzen. Der Außenbereich und die Dachterrasse sind ohnehin Sahneschnittchen.
61 Km – 400 Höhenmeter
Santo Stefano al Mare àSan Larenzo àPietrabruna àSan Larenzo à San Remo
Santo Stefano al Mare àSan Larenzo àPietrabruna àSan Larenzo à San Remo
Santo Stefano al Mare: direkt an unserem Turm führt der neu angelegte und an manchen Stellen noch nicht fertiggestellte, Radweg vorbei. Auf diesem geht es nach àSan Larenzo: Das Wetter ist bescheiden. Es ist bewölkt, so um 20 Grad. Ab und an tröpfelt es beim Aufstieg nach àPietrabruna: der Aufstieg ist moderat und macht Spaß. Wir genießen die Landschaft. Der Ort selbst ist eine Sackgasse und so müssen wir den gleichen Weg wieder zurück àSan Larenzo: von hier aus fahren wir auf dem Radweg nach à San Remo: altehrwürdig, tolle Villen mit großen Gärten, in denen Palmen und andere exotische Pflanzen bestens gedeihen. Heute findet ein Triathlon statt. Dementsprechend viele Leute sind unterwegs. Wir schauen dem munteren Treiben etwas zu. Ein kurzer Einkehrschwung auf der Rückfahrt, dann war‘s das für heute.
81 Km 1240 Höhenmeter 18 Km Schnitt
Santo Stefano à San Lornezo à kurz vor Imperia geht es links ab in die Berge à Dolcedo à Molini à Pantasina à Coll di Oggia à Carpasio à Montalto Ligure à Badalucco à Taggia runter an die Küste und dann wieder auf dem Radweg zurück nach Santo Stefano
Viele Km sind das nun nicht gerade, aber was für welche! Nachdem wir Dolcedo verlassen haben beginnt der Anstieg über die nächsten 10 Km. Der Anstieg ist insgesamt moderat, steigert sich allerding im oberen Drittel.
Im Tal sehen wir die wunderschön gelegenen Dörfer, die an Schwalbennester erinnern, kunstvoll an den Berg geklebt.
Die Straße gehört uns alleine. Wir fahren über eine Stunde bis wir dem nächsten Auto begegnen. Eine seltene Erfahrung. Der untere Teil ist bewaldet ab der Mitte haben wir den Eindruck durch die Alpen zu fahren. Kühe stehen auf der Weide, der Klang ihrer Glocken vervollständigt das Bild.
Ab dem Pass Coll di Oggia geht es wieder ins Tal hinunter. Der Pass gibt den Blick auf die angrenzenden Alpen frei. Auf der einen Seite liegen die Alpen und auf der anderen Seite die Täler, die sich der Küste entgegen schlängeln und den Blick aufs Mittelmeer freigeben. Die Sicht ist perfekt. Wir können von hier bis Korsika schauen.
Im Tal sehen wir die wunderschön gelegenen Dörfer, die an Schwalbennester erinnern, kunstvoll an den Berg geklebt.
Die Straße gehört uns alleine. Wir fahren über eine Stunde bis wir dem nächsten Auto begegnen. Eine seltene Erfahrung. Der untere Teil ist bewaldet ab der Mitte haben wir den Eindruck durch die Alpen zu fahren. Kühe stehen auf der Weide, der Klang ihrer Glocken vervollständigt das Bild.
Ab dem Pass Coll di Oggia geht es wieder ins Tal hinunter. Der Pass gibt den Blick auf die angrenzenden Alpen frei. Auf der einen Seite liegen die Alpen und auf der anderen Seite die Täler, die sich der Küste entgegen schlängeln und den Blick aufs Mittelmeer freigeben. Die Sicht ist perfekt. Wir können von hier bis Korsika schauen.
Auch die Ankunft unterliegt einem festen Ritual. Zwei Weizenbier, ein Aperol Spritz, ausspannen und anschließend Duschen.
Nach dem Einkaufen wird das Abendessen zubereitet. Es gibt Spagetti mit Pesto und Salat.
17.05.2011 Dienstag
92 Km 1480 Höhenmeter 17,6 Schnitt
Santo Stefano auf dem Radweg nach San Remo àOspedaletti (wunderschöner Vorort von San Remo à Coldrodi à Bartolomeo à Borello à San Romolo à Passo Ghimbegna à Vignal à Ciabaudo à zurück auf die P 548 à Taggia dort trinken wir Kaffee à dann wieder auf dem Radweg zurück nach Santo Stefano
Kurz vor dem Passo Ghimbegna wurde mir das Wasser knapp. Die nächsten Dörfchen liegen in weiter Ferne. Tolle Landschaft – aber auch fast ausgestorben. Wir kommen an einer Alpe oder so etwas vorbei. Das Alles sieht sehr runtergekommen aus. Dächer mit Plastikfolie abgedichtet und dann steht da ein alter Bauwagen. Tatsächlich hier ist jemand. Ich frage nach Wasser. Der Mann verschwindet in den Bauwagen und kommt mit gekühltem Mineralwasser zurück. Meine Flasche wird aufgefüllt. 50 Meter weiter von Bauwagen wartet Norbert. Mittlerweile sind Wolfgang und Bernd ebenfalls eingetroffen. Plötzlich ruft der Mann uns und kommt mit einer vollen Flasche kühlen Mineralwassers auf uns entgegen. Wir genießen das köstliche Nass und teilen den Rest in unseren Flaschen auf. Es stellt sich heraus, dass die Männer im Bauwagen rumänische Gastarbeiter sind, die hier unter einfachsten Verhältnissen leben. Eine Vergütung für das Mineralwasser lehnen sie allerdings vehement ab. Wir fahren anschließend noch lange durch menschenleere Gegend – ein Genuss mit Wasser im Gepäck.
Abendessen – wieder im Turm. Salat – Spagetti – Beefsteak
Wolfgang befürchtet, dass wir uns zu Selbst-Verpfleger mutieren. Nun das wollten wir nun wirklich nicht und sind die kommenden Tage Essen gegangen.
18.05.2011 Mittwoch
101 Km 5:00 Fahrzeit 1292 Höhenmeter 20,3 Km
Santo Stefano à Ventimiglia à P65 à Dolceacqua à Pigna à Molini di Triora à P548 zurück nach Taggia à und dann nach hause
Heute kommt die erste wirklich ernste Ausfahrt. 1000 Höhenmeter und das am Stück. Die Strecke ist perfekt und führt duch eine fantastische Landschaft. Es beginnt mit einem gemäßigten Anstieg, dann kommen immer wieder kleinere Passagen mit über 10% Steigung. Meine intensive Vorbereitung zahlt sich voll aus. Mein persönliches Ziel "Norbert möglichst lange neben mir Atmen zu hören" erfüllt sich. Ich bin zufrieden. Was kommt jetzt? Wieso fährt er nicht neben mir? Er steigt kurz vom Rad. Technisches Probelm? Nach ein paar Minuten werde ich von ihm überholt. Der Einsatz von Powergel zahlt sich aus. Die Auffahrt zieht sich unendlich. Immer wieder denkt man es müsse doch bald vorbei sein, aber das ist eine Täuschung. Die Führung gibt Norbert bis zum Gipfel nicht mehr ab. 150 Meter vor dem Pass halte ich an um mein Brot zu essen. Ich bin so flach, dass ich befürchte nach ein paar Metern umzufallen. Kurz nachdem Norbert den Gipfel erreicht hatte lässt er aus Freude ein paar Jodler. Daran erkenne ich, dass das Ziel in greifbarer Nähe ist.
19.05.2011 Donnerstag
San Remo -- Sightseeing Tour
20.05.2011 Freitag
Abschlusstour. Imperia und dann ab ins Hinterland. Landschaftlich ein weiterer Leckerbissen. Die Strecke schlängelt sich das Tal hinauf. Wir kommen durch Dörfchen, die zum verweilen einladen. Ich stelle mir das Leben in einem diesen Dörfchen vor. Einem Ort in dem die Zeit still zu stehen scheint. Außer ein paar Alten die auf einer Bank, vor einem Haus oder am Platz in der Ortsmitte sitzen, sind keine Menschen zu sehen. Tranquillità im besten Sinne - Beschaulichkeit, Friede, Gelassenheit und Ruhe. Leider ist es nicht möglich die Atmosphäre länger auf sich einwirken zu lassen. Wir haben schließlich das Ziel vor unserem Auge, den Pass zu bezwingen. Nach schneller Fahrt im moderat ansteigenden Teil der Strecke, folgt eine steilere Passage, die uns alles abverlangt. Norbert zieht auf und davon, Wolfgang und ich liefern uns eine spannende Partie um die Bergankunft. Meine Beine sind nach der letzten Rast schwer, was durch die Steigung noch richtig verstärkt wird. Zwar kann ich Wolfgang über lange Zeit folgen, muss dann kurz vor der Ankunft aus den Pedalen um meinen Puls wieder runterzufahren. Wolfgang beweist einen tollen Willen und Ausdauer, mobilisiert seine Reserven und kommt so auf Platz 2. Bernd ist langsam aber sicher von seiner Magen-Darm Erkrankung genesen und fährt nun im kurzen Abstand auf den Pass. Die Abfahrt erweist sich wegen der bescheidenen Straßen-Qualität als anstrengend. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt.
Die Heimfahrt verläuft ebenfalls problemlos. Die 820 Km sind natürlich anstrengend – aber auch diese Tour überstehen wir gut.
Fazit:
Nach Mont Ventoux und Malle war Ligurien absolut das Richtige. Wieder haben wir eines der führenden Radgebiete ausgewählt und das war auch gut so. Landschaftlich wohl am reizvollsten. Ein Großteil der Straßen ist allerdings stark verbesserungswürdig. Kulinarisch unschlagbar. Und der Turm? Das war mal etwas richtig Verrücktes.
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